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Roses Revolution

EACH WOMAN IS A ROSE


Was ist die Revolution der Rosen? Jeden 25. November - am Tag gegen Gewalt gegen Frauen - werden Rosen vor Kreißsaaltüren gelegt und Geschichten aus der Schwangerschaft, aus dem Kreißsaal oder aus dem Wochenbett beschrieben - über Gewalterfahrungen. Geschichten zum Nachdenken - über die Schattenseite der Geburtshilfe.

Der Roses Revolution Day - der Tag gegen Gewalt in der Geburtshilfe - wurde am 4. November 2013 auf der 3. Human Rights in Childbirth Konferenz im belgischen Blankenberg initiiert, mit dem Ziel, auf Gewalt und Missbrauchserfahrungen unter der Geburt aufmerksam zu machen.

Frauen, die Gewalt und Respektlosigkeit in der Schwangerschaft, unter der Geburt oder im Wochenbett erfahren mussten, sollen ihre Geschichte erzählen dürfen, anonym oder nicht, sollen Wertschätzung und Respekt, Mitgefühl und vor allem die Möglichkeit erhalten, darüber zu sprechen. Denn: Gewalt unter der Geburt darf nicht sein!



Worin besteht Gewalt in der Geburtshilfe? Missbrauch, Vernachlässigung, Geringschätzung, Respektlosigkeit, Diskriminierung, Missachtung der Würde, Zwang, mangelnde Information, Druck ausüben, Ignorieren, Beleidigen, Festhalten, grobe Behandlung, Ignorieren, Schlagen, Kaiserschnitt ohne Einverständnis/medizinisch notwendige Indikation, keine freie Wahl der Geburtsposition, Machtmissbrauch, alleine lassen, Dammschnitt ohne Einverständnis/medizinisch notwendige Indikation, unnötig häufige vaginale Untersuchungen, Auslachen, Erpressung...


Diese Worte zu schreiben stimmen mich unglaublich traurig und gleichzeitig sehr nachdenklich. Ich schäme mich solche Worte schreiben zu müssen.

Ich denke darüber nach, wie Gewalt zustande kommen kann; welch einschneidende und prägende Erlebnisse Frauen/Paare im Kreißsaal erleben müssen; wer Gewalt ausübt und vor allem darüber wie diese Gewalt vermieden werden kann.

Die Geburt selbst darf nämlich niemals ein Gewaltakt sein oder als solcher dargestellt werden. Auch wenn eine Geburt schmerzhaft ist, die erste physische Trennung von Mama und Kind, eine Grenzerfahrung, Kontrollverlust, Schmerz, Schreien, etwas Neues und Unerwartetes... Geburt soll niemals als gewaltsam empfunden werden müssen.


Geburt kann überwältigend sein. Geburt kann schmerzhaft sein. Geburt kann zäh sein und ausdauernd. Geburt kann eine Grenzerfahrung sein und etwas Unglaubliches. Aber niemals darf Geburt gewaltsam sein.


Die heiligen Stunden, in denen ein Kind zur Welt kommt, in denen sich das Paar in einer absoluten Ausnahmesituation befindet - die prägend ist und reich an Eindrücken, Worten, Bildern. Stunden, die die Beiden vielleicht nie vergessen werden. Die Stunden in denen ihr Kind geboren wird.

Was aber wenn diese magischen Stunden von negativen Gefühlen und negativem Handeln seitens des geburtshilflichen Personals geprägt werden. Was wenn sich Notsituationen ergeben, in denen nicht gut gehandelt wird; wenn Mangel an Personal und Ressourcen besteht; wenn der Stress des Personals ihre Freude an der Arbeit überwiegt. Wenn Gewalt im Raum steht, egal ob psychischer oder physischer Natur.


Dieses Thema hat mich in meiner Studienzeit wahnsinnig beschäftigt, sodass ich darüber meine Abschlussarbeit verfasst habe. Ich wollte nicht die Gewalt an sich im Kreißsaal beleuchten oder das, was Gewalt unter der Geburt anrichten kann, nämlich Traumatisierung, postpartale Belastungsreaktionen, postpartale Depression...

Ich habe mir ganz einfach die Frage gestellt: Was können wir Hebammen und Geburtshelfer/innen tun, um Gewalt in unserer Geburtshilfe zu vermeiden? Was können wir tun, dass das aufhört? Dass keine Frau mehr am 25. November eine Rose vor jenen Kreißsaal legen muss, in dem sie ihr Kind zur Welt gebracht hat. Dass Frauen/Paare diese Erfahrung nicht machen müssen.


Meine Antwort darauf ist: Reflexion.

Es ist nämlich unsere Pflicht darüber nachzudenken, was wir tun, wie wir arbeiten und handeln. Es ist unsere Pflicht Geschehnisse von einem neuen Blickwinkel zu betrachten, um daraus zu lernen, um Fehler zu erkennen und diese in unsere Arbeit zu integrieren. Es ist unsere Pflicht darüber zu reflektieren wie wir auftreten, wie wir sprechen, wie wir berühren, wie wir informieren, welche Beziehung wir aufbauen und wie wir Entscheidungen treffen.

Nur so können wir uns entwickeln. Nur so können wir persönlich wachsen, uns beruflich weiterentwickeln und vor allem unsere Kommunikation verbessern. Nur so können wir Situationen vermeiden, die im Kreißsaal und auch sonst keinen Platz haben. Die niemals sein dürfen.


Wie funktioniert Reflexion? Durch die Beschreibung einer Erfahrung mit all ihren Einflussfaktoren, durch die Beschreibung der Gefühle, die in dieser Erfahrung erlebt wurden, kann es zu einer neuen Bewertung der Situation kommen. Diese kann nämlich neu analysiert werden und daraus können neue Erkenntnisse gewonnen werden - das führt zu Veränderung, zum Lernen aus der Situation, zum Integrieren neuer Erfahrungen, um in der Geburtshilfe achtsamer, reflektierter, "besser" zu arbeiten. Um Gewalt zu vermeiden. Frauen und ihre Partner/innen zu schützen und einfach um sie so gut es geht begleiten zu können. Um mit ihnen dieses Wunder erleben zu dürfen.


Wie kann ich reflektieren? Es gibt verschiedene Methoden der Reflexion.

Ich habe für mich herausgefunden, dass ich für mich selbst am besten durch Schreiben reflektiere. Ich Erzähle von meinen Erlebnissen und Erfahrungen und erhalte für mich einen neuen Blickwinkel. Das ist einer der Gründe, warum ich im Mai diesen Blog und meinen Instagram Account erstellt habe. Nicht nur, um meine Gedanken, Erfahrungen und Erlebnisse mit euch zu teilen, sondern vor allem auch, um für mich selbst darüber zu reflektieren. Darüber nachzudenken, wie ich gewisse Situationen erlebt habe oder wie ich zu gewissen Themen stehe. Durch den Austausch mit euch habe ich bereits so viel von euch gelernt und dafür bin ich sehr dankbar.

Eine weitere Methode der Reflexion stellt die Intervision dar. Intervision oder Kollegiale Beratung ist eine wertschätzende, austauschende Form des gemeinsamen Gesprächs im Team oder in einer Gruppe von Personen mit dem gleichen Beruf.

Supervision hingegen stellt eine weitere Methode der Reflexion dar. Sie wird einzeln oder in einer Gruppe von einem/r Supervisor/in geführt, die zum Nachdenken anregt und das Gespräch leitet.


Was macht Reflexion? Durch die Änderung des Blickwinkels werden Situationen, die reflektiert wurden, neu gesehen und neu interpretiert. Handlungen und Entscheidungen, die bis dahin, nicht nachvollziehbar waren, können durch Reflexion verstanden werden. . So können diese Erkenntnisse und neu gewonnenes Wissen in die eigene Arbeit integriert werden. Durch Reflexion nimmt außerdem die Sicherheit und vor allem auch die Qualität der Arbeit zu. Die Dokumentation verbessert sich und berufliche Ziele werden definiert und fokussiert.

"Darüber Nachdenken" fördert die Selbstwahrnehmung einer Person sowie ihr Selbstbewusstsein. Es werden neue, eigene Antworten auf Fragen zu Situationen gefunden, was persönliche Stärke, Mut und Selbstvertrauen fördert. Reflexion fördert außerdem die Sensibilität und das Durchsetzungsvermögen.

Durch Reflexion wird vor allem auch die Kommunikation verbessert. Reflektierende kommunizieren nicht nur offener und ehrlicher. Sie besitzen auch eine größere Kompetenz im Zuhören und in der Wahl ihrer Worte.

Was macht Reflexion also? Sie fördert die professionelle Entwicklung, die persönliche Entwicklung und vor allem auch die Kommunikation. Genau jene Aspekte, die gefördert werden müssen, um Gewalt jeglicher Form zu vermeiden.

Ich habe als Hebamme die Verantwortung zu reflektieren und darüber nachzudenken wie ich arbeite. Ich habe die Verantwortung mich weiterzuentwickeln, aus Fehlern die Chance zu nutzen Neues zu lernen und in meine Arbeit zu integrieren. Wir alle haben als geburtshilfliches Personal diese Verantwortung.

Frauen sollen nämlich keine Rosen mehr vor die Kreißsäle legen müssen.

Es ist ihr Recht eine Geburt ohne Gewalt zu erleben.

Es ist ihr Recht eine Geburt zu erleben, ganz so wie sie es sich wünschen.

Und auch wenn sich ihre Wunschvorstellungen von Geburt vielleicht nicht erfüllt haben, sollen sie niemals sagen müssen, dass sie Gewalt erfahren haben, in den Stunden, in denen sie ihr Kind zur Welt gebracht haben!


Denn:


Die Geburt ist ein Wunder Und so sollen wir sie achten Und so sollen wir mit ihr umgehen. Wir müssen alle Frauen so betreuen, dass sie loslassen können,

dass sie sich hingeben können, dass sie eine neue Welt erschaffen können.

Für sich und für ihr Kind. Die Geburt ist Veränderung Und so sollen wir sie achten Und so sollen wir mit ihr umgehen. Wir müssen so arbeiten, dass wir uns weiterentwickeln, dass wir neu beginnen können, dass wir ständig neue Welten erschaffen.

Für uns und für alle Familien. Hebamme Pia


Für alle Frauen/Paare die Gewalt unter der Geburt erleben mussten.



Weitere Informationen zum Roses Revolution Day:


für alle die Hilfe brauchen:





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